-
Kunsttagebuch: Wahrhaftigkeit und Authentizität, Bewusstsein und Bewusstseinslosigkeit
Immer wenn du fragst „warum?“, willst du dein Bewusstsein einschalten. Aber der menschliche Automatismus ist das Unterbewusste, das Unbewusste als einzig Wahres und Originales. Das heisst: Wer wissen will, warum er malt, hat schon verloren. Warum? Oft ist der künstlerische Ausdruck dann am intensivsten, wenn Künstler*innen sich versenken, absichtslos agieren, ja geradezu leer sind, was…
-
Kunsttagebuch: Sollte Unterhaltungskunst sich ihrer Anspruchslosigkeit entledigen?
Aus der traditionellen Perspektive bildender Kunst erscheint der Begriff des „Unterhaltungskünstlers“ denkbar widersprüchlich. Denn Kunst sollte geprägt sein von Anspruch und Berufung und nicht von Kommerzialisierung, bei der die Kunstproduktion einem monetären oder anderen niederen Zweck dient. Auch wenn nicht wenige bedeutende Künstler der Kunstgeschichte nicht etwa Schaffende in totaler Freiheit waren, sondern Auftragsarbeiten verrichtet…
-
Kunsttagebuch: Kunst als Theorie, Konzept oder Gedanken-Gebäude
Wer unbelastet davon, was Kunst sein kann, an Kunst denkt, bezieht sich meist auf das Endprodukt, das Ergebnis des künstlerischen Prozesses – er denkt an das Kunstwerk ansich. Es steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, und es ist naheliegend, dass das so ist, weil der Gegenstand der Betrachtung dieses bisher materiell vorhandene Kunstwerk ist. Wäre es…
-
Kunsttagebuch: Kunst als Wahrnehmungs- und Interpretations-Gegenstand
Man kann Kunst als das Zusammenspiel zwischen den sie erschaffenden Künstler*innen, dem Werk und den Betrachter*innen sehen. Demnach würde der Sinn oder sogar die inhaltliche Ausrichtung eines Werkes von diesem Zusammenspiel abhängen bzw. tatsächlich im Auge des Betrachters liegen. Denn der Betrachter könnte das Werk individuell und sehr persönlich für sich interpretieren. Im Extremfall wäre…
-
Kunsttagebuch: Wie relevant sind Sensibilität und Abstumpfung im Kunstprozess?
Künstler*innen sind mehrfach Sensible: Hochgradig empfindsam, wenn es um ihre Wahrnehmung geht und motorisch fein justiert. Schon die Nervenbahnen in ihren Fingerspitzen sind süchtig nach Formgebung und Formerschaffung, danach etwa, feine oder grobe Striche zu zeichnen, Schraffuren anzulegen oder Farben aufzutragen. Neben Kognition und Motorik wirken die Konsequenz des Verstandes und die Empfindsamkeit der Emotion…
-
Kunsttagebuch: Einfachheit und Komplexität, Vollständigkeit und Ausschnitt
Kunst kann einfach oder komplex sein. Das betrifft sowohl die Form als auch die Inhalte. Was ist der Unterschied zwischen Einfachheit und Komplexität? Was hätte man als Künstler*in zu beachten, schüfe man – je nachdem – einfache oder komplexe Kunst? Kompliziertheit kann vereinfacht werden. Etwas Kompliziertes kann in seine Faktoren zerlegt werden, wenn es linear…
-
Kunsttagebuch: Das Neue als Wahrnehmungs-Sensation oder Weltanschauungs-Revolution
Was ist abstrakt gesehen das Spannendste, das Begehrenswerteste, das Bewusstseinserweiternste und zudem die Erfüllung mancher Träume, obwohl man an deren Erfüllung vielleicht nie geglaubt hätte? Es ist: Das Neue. Das wirklich Neue ist unerwartet, überraschend – weil es eine Idee oder mehrere Ideen beinhaltet, die fast zu schön sind, um wahr zu sein. Denn so…
-
Kunsttagebuch: Kunst jenseits von Klarheit und Eindeutigkeit
Das Selbstbild des Menschen ist geprägt von Vernunft, bewussten Entscheidungen und Verstandesleistungen. Im Idealfall kann man für jede Handlung, die man getätigt hat, eine plausible Begründung liefern. Allerdings erscheinen diese Begründungen oft wie Mutmaßungen, wie fragwürdige Behauptungen, die eher dem Wunsch zu wissen, warum man etwas getan haben will, entsprechen, als den tatsächlichen Gegebenheiten. Was…
-
Kunstphilosophie: Warum ganz viel Weiß Schwarz ergibt und ganz viel Schwarz Weiß
Stell dir vor, unser Universum ist in Wirklichkeit ein Atom. Es kommt uns riesengroß vor, dabei ist es winzig klein. Und stell dir vor, du könntest dennoch mit einem Raumschiff ins Winzigkleine und immer weiter Kleinere reisen. Die Reise würde nie aufhören, du selbst würdest auf der Reise ins Reich der subatomaren Größen immer kleiner…